Entwicklung

Klangfarben - das magische Wort

Ich hatte keine Ahnung, wie schwierig es sein würde, einer Blockflöte den “richtigen“ Klang abzuringen. Im Gegensatz zu anderen Musikinstrumenten muss die Blockflöte “fertig“ sein, wenn der Instrumentenbauer sie aus der Hand gibt.


Die Spieler von Oboe, Klarinette, Fagott z.B. können immerhin mit ihrem Rohrblatt und allfälligen Veränderungen Einfluss auf Klang und Ansprache ihres Instrumentes nehmen. Bei den Streichinstrumenten hat der Spieler eine grosse Auswahl verschiedenster Saiten zur Verfügung und der Geigenbauer kann immer noch mit Stimmstock – und Stegkorrekturen relativ gefahrlos auf die Art des Instrumentes einwirken.


Die Blockflöte ist fertig. Sie muss der Belastung des stets wiederkehrenden Nasswerdens und Trocknens standhalten. Die massgebenden Komponenten, die über die Qualität der Flöte entscheiden, sind für den Spieler nicht erreichbar, weil sie im Innern des Windkanals versteckt sind. Auch wenn der Block entfernt wird, sind die Feinheiten, die über gut oder schlecht entscheiden kaum messbar und darum auch nicht sichtbar. Ein Hauch von Veränderung mit Feile, Stecheisen oder Sandpapier kann Segen oder Fluch bedeuten.

Hier setzt die Sensibilität und Intuition, die langjährige Übung, Erfahrung und die sichere Hand des Blockflötenbauers den Massstab. Sein Werk muss fertig sein, wenn er es abliefert.

Ich will hier nicht davon erzählen, wie lang, steinig und oft irreführend der Weg zur guten Blockflöte war. Jedenfalls kam die Erkenntnis nicht über Nacht, sondern war ein oft mühseliges Zusammensetzen vieler Mosaiksteinchen.

Meine Modelle sind heute ausgereift. Es gelingt mir, neue Flöten auf dem Papier zu erarbeiten und bereits das erste Exemplar im Konzert einzusetzen. Die perfekte Ausführung meiner Blockflöten ist mein Stolz. Man soll meine Instrumente noch mit Freude betrachten und hoffentlich auch noch spielen können, wenn ich längst nicht mehr bin.

Einer Blockflöte ihren eigenen, persönlichen Klang zu geben, bedeutet für mich ein Zwiegespräch. Meist ist es freundschaftlich, manchmal auch resolut und selten sogar gefährlich. Ich beherrsche mich, der Flöte meinen Willen aufzuzwingen, sondern höre in sie hinein, denn ab einem gewissen Punkt ihrer Entstehung hat sie ihren eigenen Willen. Von da weg kann man nur noch die vorhandenen Anlagen entwickeln und verfeinern.

Blockflötenklang ist für mich Farbigkeit, Lebendigkeit, vergleichbar mit der Sinnlichkeit einer Barockoboe, oder dem vibrierenden Feuer einer Violine – vergleichbar auch mit Duftnoten, Gewürzen und Kräutern.

Wie jedes andere gute Musikinstrument, soll auch die Blockflöte ein Werkzeug sein, das die Stimmungen und Gefühle des Musikers auf die Zuhörer zu übertragen vermag. Solche Instrumente zu schaffen ist Kunst und Pflicht des Blockflötenbauers.

















         
         
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